Pierre Étienne Rémillieux

Pierre Étienne Rémillieux
(Vienne, Isère 1811 - 1856 Lyon)

Frühlingsstrauß mit bunten Tulpen

Öl auf Leinwand, 40 x 31,5 cm
Signiert unten rechts Remillieux

Provenienz:
Privatsammlung Lyon

Literatur:
Élisabeth Hardouin-Fugier, ‎Étienne Grafe, La peinture lyonnaise au XIXe siècle, Paris 1995, S. 177

 

 

 

 

 

 

Die Blüte der Blumenmalerei im frühen 19. Jahrhundert ist ein gesamteuropäisches Phänomen. Sie entwickelt sich im Umfeld der Botanik und dem unersättlichen Bedarf an Feinmalern der großen europäischen Porzellan- und Textilmanufakturen. Es entstehen Blumenmalschulen, die entweder eigenständig betrieben werden oder an die lokalen Kunstakademien angegliedert sind.

In Lyon ist die Textilindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig. Die nach Paris zweitgrößte Stadt Frankreichs hatte um 1830 etwa 165.000 Einwohner, davon waren geschätzte 30.000 in der Seidenindustrie beschäftigt, die der Stadt bereits vor der Revolution, aber auch im 19. Jahrhundert großen Wohlstand sicherte. 1795 wurde dort eine Schule für Blumenmalerei gegründet, ab 1807 integrierte sie sich in Lyons neu gegründeter École nationale des Beaux-Arts.

Das Hauptanliegen der Schule war die Ausbildung von Künstlern um den enormen Bedarf der Seidenindustrie zu befriedigen.[1] Die Begabtesten jedoch widmeten sich mit Erfolg der Ölmalerei und ihre Gemälde wurden auf dem Salon in Paris und Lyon ausgestellt.

Pierre Étienne Rémillieux wurde 1828 an der Schule zugelassen. Er war Schüler des Berühmten Augustin Thiérrat, Professor der Blumenklasse von 1823 bis 1853. Nach seinem Abschluss 1833 eröffnete Rémillieux in Lyon ein eigenes Atelier. Mit seinen trompe- l’œil anmutenden Blumenstücken machte sich der Künstler zunächst auf dem Salon in Lyon, dann auf dem Pariser Salon, wo er von 1841 bis 1855 ausstellte, einen Namen, und gewann 1847 eine Medaille. 1855 wurde eines seiner Gemälde auf der Exposition Universelle ausgestellt.[2]

Unseren in trompe l’oeil Manier angeordneten Frühjahrsstrauß, vor gradiertem grauen Hintergrund, dominieren drei Tulpen. Eine in der Farbstellung weiß-dunkelrot, eine gelb-dunkelrot und eine violett-weiß-dunkelrot. Dazu kommen Hyazinthe und Geißblatt. Nicht minder detailliert sind die verschiedenen Insekten, Fliegen, Bienen, Marienkäfer und ein rot-schwarz gestreifter Ölkäfer dargestellt. Gemälde von der Hand Pierre Étienne Rémillieuxs sind von großer Seltenheit. Umso erfreulicher ist der außergewöhnliche Erhaltungszustand des Gemäldes und sein originaler Rahmen.


1. Élisabeth Hardouin-Fugier, ‎Étienne Grafe, The Lyon School of Flower Painting, Leigh-on-Sea 1978, S. 9. Siehe auch Patrice Béghain, Une histoire de la peinture à Lyon de 1482 à nos jours, Lyon 2011, S. 149.

2. Vgl. Hardouin-Fugier, 1978, S. 71.

 

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