Carl Anton Joseph Rottmann – VERKAUFT

Carl Rottmann (Heidelberg 1797 - 1850 München)

Ägina mit dem Apollotempel, 1836-40

Öl auf Papier, auf Leinwand aufgezogen, 30,5 x 43,5 cm

Ausstellungen:
Landschaft als Geschichte. Carl Rottmann 1797-1850. Hofmaler König Ludwigs I., Kat. Ausst. Heidelberg, Kurpfälzisches Museum, und München, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 1998, S. 285, Kat. Nr. 146 (mit Abbildung)

Literatur:
Erika Bierhaus-Rödiger, Carl Rottmann 1797-1850. Monographie und kritischer Werkkatalog, München 1978, S. 387-388, Nr. 616
Erika Rödiger-Diruf, Landschaft als Abbild der Geschichte. Carl Rottmanns Landschaftskunst 1820-1850. Mit einem Nachtrag zum Werkkatalog von 1978, in Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Bd. XL, 1989, S. 190 und S. 207, Anm. 141

 

Wie Vampyre gehen wir auf berühmte Orte los, und saugen mit gierigem Auge an ihren Schönheiten d.h. der Natur [...].[1] (Carl Rottmann, Athen, Januar 1835)

Carl Rottmann[2] fertigte unsere Ölstudie im Kontext jenes berühmten Gemäldezyklus griechischer Landschaften, den er für König Ludwig I. von Bayern schuf, und der sich heute in der Neuen Pinakothek in München befindet. Dieser Zyklus dokumentiert wie kein anderes Kunstwerk das enge Verhältnis, das Bayern und Griechenland im frühen 19. Jahrhundert eingegangen waren. König Ludwig I., glühender Verehrer der griechischen Antike, hatte nach dem erfolgreichen Ende der griechischen Befreiungskriege gegen die osmanische Herrschaft, 1829, als einer der ersten europäischen Herrscher den neuen griechischen Staat anerkannt. Im weiteren fügte es sich, dass die Garantiemächte des neuen Griechenland, England, Frankreich und Russland sich auf seinen Sohn Otto als König von Griechenland einigten. So bestieg ein bayerischer Prinz aus dem Hause Wittelsbach den griechischen Thron und legte in seiner Regentschaft das Fundament des modernen Griechenlands.

Im August 1834 startete Carl Rottmann[3] in Begleitung des Architekten und Landschaftszeichners Ludwig Lange eine strapaziöse vierzehnmonatige Reise in das noch von den Befreiungskriegen gezeichnete Griechenland, um Studienmaterial für den Zyklus der Landschaften Griechenlands zu sammeln.[4] Nach Aufenthalten in Nauplia und Korinth, bezog Rottmann sein Quartier in Athen. Von dort aus unternahm der Maler Exkursionen zu den geschichtsträchtigen Stätten in erreichbarer Nähe, so auch auf die Insel Ägina. Dort studierte er zwei Motive: den Aphaiatempel[5] und den auf unserer Studie dargestellten Apollotempel, auch als Hekate Tempel bekannt (Abb. 1).[6] Für seinen monumentalen Zyklus wählte Ludwig I. letztlich den Aphaiatempel, wohl auch weil sich in seinem Besitz bereits der weltberühmte Giebelfries dieses Tempels befand - die Ägineten[7].

Rottmann_Vgl

Abb. 1 Carl Rottmann, Ägina – Apollotempel, 1840, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, 48 x 63 cm

Die Ansicht unserer Ölstudie[8] zeigt das Fundament des Tempels, über dem ein einsames Säulenfragment aufragt. Rottmann scheint dieses Motivs viel bedeutet zu haben, er bearbeitete es mehrmals. Hauptmotiv ist nicht der Tempel, sondern die heroische Landschaft in der das antike Erbe sichtbar wird. Treffend schreibt Reinhold Baumstark: […] nichts geringeres als eine Bildungsreise der Augen, eine Kontemplation geschichtlicher Größe vor den Schauplätzen einer grandios kargen, vom Meer und Himmel umspielten Natur. […] ein romantisches, melancholisch stimmendes Denkmal, das er auf das alte Griechenland errichtet, indem er das neue Hellas als eine den urwüchsigen Kräften der Natur ausgesetzte, verlassene Bühne der Weltgeschichte schildert.[9]


[1] Zitiert nach Heilmann und Rödiger-Diruf, op. cit., S. 233.

[2] Der Heidelberger Landschaftsmaler Rottmann siedelte 1821 nach München, um neue künstlerische Anregungen zu erhalten. 1826/27 bereiste er Italien und Sizilien, ein zweites Mal 1829 im Auftrag Ludwigs I., um Motive für den Italienzyklus der westlichen Hofgartenarkaden in München aufzunehmen, der schließlich 1833 fertig gestellt wurde. 1841 wurde Rottmann von Ludwig I. zum Hofmaler ernannt.

[3] Biographische Angaben zu Rottmann mit Schwerpunkt auf Griechenland siehe Heilmann und Rödiger-Diruf, op. cit., S. 232-237.

[4] Bereits zwei Jahre davor hatte er zusammen mit Leo von Klenze und unter reger Anteilnahme des bayerischen Königs Ludwig I. ein Konzept für den monumentalen Zyklus erarbeitet der für den Nordflügel der Münchner Hofgartenarkaden vorgesehen war. Er sollte dort an den bereits vorhandenen Zyklus von Landschaften Italiens anschließen. Die Anzahl der zunächst 38 Griechenlandmotive wurde auf 23 reduziert als Anfang 1840 der Hofgarten als Ausstellungsort aufgegeben und der Neuen Pinakothek die Präferenz gegeben worden war.

[5] Vgl. Bierhaus-Rödiger, op.cit., WVZ 444, 578.

[6] Rottmann hat neben unser Ansicht folgende Ölstudien oder Gemälde mit dem Motiv des Apollotempels auf der Ägina hinterlassen:
- 1835-36, Öl auf Leinwand, 35 x 60 cm Stuttgart, Staatsgalerie, Inv. Nr. 2162 (WVZ 445);
- um 1840, Öl auf Leinwand, wohl 142,5 x 165 cm, Verbleib unbekannt (WVZ 617);
- um 1840, Öl auf Pappe, 48 x 63 cm, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. Nr. 596 (WVZ 618) (Abb. 1);
- 1843-47, Öl auf Leinwand, 105,5 x 126 cm, Kassel, Staatliche Kunstsammlungen, Inv. Nr. Az 559 (WVZ 640).

[7] Aegina, ein Eiland, wenige Stunden von Athen entfernt im saronischen Meere gelegen, war im Alterthum mit Athen in Kunst und Wissenschaft muthig in die Schranken getreten, und als unmittelbare Vorläufer der höchsten Kunstvollendung, welche in Athen beim Parthenon zur Ausübung kam, stehen die aeginetischen Kunstwerke. Das bedeutungsvollste und umfangreichste griechische Werk, welches in der Glyptothek zu München sich befindet, sind die Figuren aus dem Giebelfelde des Minerva-Tempels zu Aegina, dessen Ueberreste die hier in diesem Bilde hervorragende Höhe bekrönen [...]. Ludwig Lange, Die Griechischen Landschaftsgemälde von Karl Rottmann in der neuen königlichen Pinakothek zu München beschrieben von Ludwig Lange, München 1854, S. 20.

[8] Wichtig für die Datierung ist der rückseitige Vermerk auf einer weiteren in der Staatsgalerie Stuttgart befindlichen Ölstudie gleichen Motivs, dass der Maler die Wolkenbildung erst im Nachhinein 1836 am Starnberger See bei einem Gewitter beobachtet und gemalt habe. Seitenverkehrt kehrt sie auf allen nachfolgenden Fassungen des Ägina-Apollotempels wieder. Vgl. Bierhaus-Rödiger, op.cit., WVZ 445.

[9] Zitat Baumstark im Vorwort des Katalogs Herbert W. Rott, Renate Poggendorf und Elisabeth Stürmer (Hgg.), Carl Rottmann. Die Landschaften Griechenlands, Ostfildern 2007, S. 8-9.

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